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Kristallglasuren
Angelika + Gerd Panten
Über uns
Der Anfang
Seit 1980 leben, wohnen und arbeiten wir in Gemmenich/Belgien, ungefähr 2km vom Dreiländerpunkt Belgien, Niederlande, Deutschland, ca. 6 km von Aachen, der nächsten größeren Stadt.
Begonnen hat unsere keramische Arbeit mit Geschirr/Tableware. Schon bald rückte aber das Interesse an ausgefallenen Glasurtechniken in den Vordergrund.
Hier begann auch die Leidenschaft für Kristallglasuren, zweifellos eine der faszinierendsten und schwierigsten Glasurtechniken. Den Begriff Leidenschaft kann man in diesem Zusammenhang durchaus wörtlich nehmen. Das Arbeiten mit Kristallglasuren schafft eine ganze Menge Leiden. Die Komplexität dieser Glasurtechnik führt vor allem am Anfang zu zahlreichen Rückschlägen und Enttäuschungen. Umso größer ist die Freude wenn das Ergebnis beim Öffnen des Ofens den eigenen Ansprüchen genügt oder sie sogar übertrifft.
Dadurch hält die Faszination, die Kristallglasuren bewirken nach mehr als 35 Jahren bis zum heutigen Tage an.
Zum Beginn unserer keramischen Tätigkeit existierten zum Thema Kristallglasuren kaum Hinweise. Auch nach dem eingehendem Studium entsprechender Fachjournale von
1890-1930 - der Blütezeit dieser Glasurtechnik - waren die Erkenntnisse die sich daraus ableiten ließen, vor allem was die Herstellung von Macro(großen)-Zinksilikatkristallglasuren betrifft, sehr unbefriedigend. Eigene Forschung war deshalb unumgänglich um an weitere grundlegende Erkenntnisse zu gelangen. Mangels geeigneter Rohstoffe bzw. Glasurfritten
(Glasurfritten sind vorgeschmolzenes keramisches Glas, senken die Brenntemperatur, ermöglichen das Einschmelzen von wasserlöslichen Rohstoffen und bindet sie als Silikat) mussten eigene Fritten als Basis für die nötige extreme Zusammensetzung von Kristallglasuren hergestellt werden. Alternativ wurden Glasuren mit Natriumcarbonat verwendet um die nötige Menge Natrium als Flussmittel einzubringen. Wegen der Wasserlöslichkeit kann man diese aber nicht auf geschrühtem Scherben aufbringen, da das Flussmittel hierbei zu
tief eindringt und den Scherben zerstört. Deshalb musste der Auftrag auf glattgebranntem Porzellan erfolgen mit Klebern und auf 100C° vorgeheiztem Scherben. Eine aufwendige Prozedur, zumal solche Glasuren auch schnell verderben. Heute/nowadays sind Hoch-„Na2O“-Fritten Standard und erleichtern das Arbeiten mit Kristallglasuren erheblich. Glasuren auf Feldspatbasis als Flussmittel führen zu keinem wirklich befriedigendem Ergebnis, wenn man hohe Ansprüche hat. Auch die Verwendung von
Porzellan bzw. Porzellanengoben ist unumgänglich für einzeln stehende Kristalle.
Neben Einzelstücken mit auf die Glasuren abgestimmten Formen, wurde auch mit der Produktion von Porzellanschmuck begonnen, der damals zum Teil mit
Kristallglasuren dekoriert wurde (Foto). Heute verwenden wir Kristallglasuren dafür nicht mehr/ bzw. nur noch selten und haben für diesen Bereich andere Glasuren entwickelt.
Wir waren auf allen wichtigen europäischen Events vertreten - in Frankreich, England, Niederlande, Italien, Österreich und Deutschland wie Aubagne, Potfest
in the Park, Art in Clay – Hatfield, Faenza, Gmunden, Diessen, Oldenburg, Frechen. Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen zum Thema Kristallglasuren:
Angefangen mit „ Kristallglasuren“ Höhr-Grenzhausen, Westerwaldmuseum im Jahre 1987. (Leider sind viele Teilnehmer dieser Ausstellung mittlerweile schon verstorben.)
„Crystalline 2005“, International Exhibition of Macro Crystalline Glazes Vallauris, Fr
2006, „New Crystalline Glazes“ St. Joseph Galerie, Leeuwarden, NL
2008, Kristallglasuren, Keramikmuseum Mettlach, D
2008, Abenteuer Kristallglasur, Porzellanikon Selb, D
2008, Abenteuer Kristallglasur, Museum im Schloß, Porzellanmanufaktur Fürstenberg, D
2009, Kristallglasuren Herfstexpositie, Galerie DEHULLU, Beelden in Gees, NL
2011, Herfstexpositie, Galerie DEHULLU, Beelden in Gees, NL
2013, Zauberhafte Keramikwelt Kristallglasur, Keramik-Museum Berlin, D
2014, wonderschone kristallen, Galerie Groot Welsden, NL
2015, Kristall-Klar, Galerie Craftkontor, Bonn, D
Über Kristallglasuren
Technik
Zur Einführung ein paar erklärende Sätze: Eine Glasur ist - wie der Name schon vermittelt - ein Glas, das einen Scherben (ein keramisches Objekt oder ein Gefäß) überzieht, um es vor Verschmutzung und Abnutzung zu schützen, zu härten, abzudichten u.v.m. Und um ihn zu dekorieren. Fein gemahlene Rohstoffe werden mit Wasser und Tonmehl oder unter Zugabe von
Glasurklebern angerührt, aufgetragen und im Brennofen aufgeschmolzen. Um nun aber die Komplexität von Kristallglasuren zu vermitteln, seien einige der zahlreichen Einflussfaktoren aufgeführt. Die Vielzahl der Variablen bewirkt, dass hier so manches schief gehen kann.
Als da wären: Brenntemperatur – Brennkurve – Aufheizgeschwindigkeit – Abkühlgeschwindigkeit – Glasurdicke - Art des Scherbens – Viskosität der Schmelze – Größe des Ofens – Ofenatmosphäre – Zustand der Heizelemente - Rohstoffqualität - Form des Objekts. Unendlich viele Möglichkeiten ergeben sich damit alleine für eine einzige Glasurzusammensetzung. Dazu kommt erschwerend, dass Kristallglasuren Laufglasuren sind. Das heißt je nach Form des Objektes muss die Glasurdicke variiert bzw. ein Auffanggefäß hergestellt werden um die ablaufende Glasur aufzufangen, da der Scherben sonst auf den Ofenplatten (kiln shelves) festkleben würde und entweder Ofenplatte oder Scherben oder beides zerstört würde. Dieses Auffanggefäß muss nach dem Brand vorsichtig abgetrennt werden und das Objekt auf einem diamantbeschichtetem Tellerschleifer bearbeitet werden. Dieser ganze Zusatzaufwand – neben den erhöhten Energiekosten durch die langen Brennzeiten - macht die Objekte mit Kristallglasur deutlich teurer in der Herstellung. Bei Verwendung exklusiver Rohstoffzusätze wie Silber, Wolfram, Wismut, Molybdän oder Lanthaniden (Holmium, Erbium etc. ) noch deutlich mehr.
Außerdem sollte man sich immer vor Augen halten, dass rund 50% der Waren im Durchschnitt durch Zerstörung, Fehler, Aussehen nicht zu verwenden sind, wenn man entsprechend hohe Ansprüche als Maßstab setzt. Nicht jedes Exemplar ist schön – auch die Natur kann mal daneben liegen, wenn die Voraussetzungen (mea culpa) nicht optimal waren. Wegen des Einflusses der Form brennen wir unsere Objekte teilweise einzeln, selbst wenn sie die gleiche Glasur tragen. Weil bei verschiedenen Formen oftmals auf einer die Glasur schon besonders gelungen kristallisiert ist, die andere schon zu weit fortgeschritten (zu sehr zukristallisiert) oder noch in der Kristallentwicklung hinterherhinkt (zu kleine, zu wenige Kristalle). Dass Kristallglasuren für die industrielle Produktion daher denkbar ungeeignet sind kann sicher jeder nachvollziehen.
Technik II
Zurück zur Technik: Im Prinzip stellt jede Mattglasur stellt eine Entglasung der geschmolzenen Glasur dar. Wie bereits angeführt ist die Zähigkeit der Glasur auf ein Maß zu
reduzieren, die es den Molekülen ermöglicht in der Schmelze zu wandern und sich um einen Kristallkeim anzulagern. Kristalle entstehen anfänglich durch Aufschwimmen von Stoffen auf der Schmelze, mit denen diese übersättigt wurde. Beim Abkühlen kann immer weniger gelöst werden. Die Kristalle „schweben“ auf der Schmelze und wachsen bei der richtigen Temperatur über einen Zeitraum von 2-10 Stunden. Zinksilikatkristalle oder Mischkristalle bei Verwendung von Titan etc. wachsen vorrangig und schneller zweidimensional, also in der Fläche, weniger in den Raum. Das kommt einer Kristallbildung in einer dünnen Glasschicht sehr entgegen. Zumeist handelt es sich um Kieselzinkerz (sehr deutsch) oder auch Willemit (zu Ehren des niederländischen König Willem - nicht das er es etwa entdeckt hätte). Das Prinzip des höheren Lösungsvermögens bei höheren Temperaturen lässt sich leicht selbst nachstellen. Füllt man in einen Topf mit Wasser so viel Salz ein, dass ein Bodensatz entsteht der nicht mehr gelöst wird und erhitzt das Ganze, verschwindet das überschüssige Salz wie von Zauberhand – beim Abkühlen fällt es wieder aus.
Färbende Oxide wie z.B. Kupfer, Kobalt, Mangan können die Glasur in vielerlei Hinsicht beeinflussen, vor allem werden sie in die Kristallstrukturen in höherer Konzentration
eingebaut. Daraus resultieren farbliche Unterschiede zwischen Kristallen und Glasurfond. Auch hier gilt wieder: Die Farbkombinationen können sehr schön sein, aber auch sehr
unansehnlich, das muss man so deutlich sagen. Form / Größe / Zahl / Anordnung von Kristallen mitzugestalten ist eine hohe Kunst und auch nur in gewissen Grenzen möglich.
Auch hier hilft nur Erfahrung.
Über Kristallglasuren
Geschichte
Mit dem Einzug des erstmals in größeren Mengen industriell hergestellten Zinkoxids in den Bereich der Keramik Mitte des 19.Jhd (um 1850) fällt auch die Entdeckung der Kristallglasuren zusammen. Bis dahin wurde Zinkoxid überwiegend in der Farbindustrie (Zinkweiß) eingesetzt. Auf der Suche nach Ersatzstoffen für Blei, bis dahin hauptsächlich als Flussmittel in Glasuren enthalten, gelang dies vor allem im Hochtemperaturbereich mit Zinkoxid in Verbindung mit Alkalien sehr gut. Beim Austesten der Mattierungsmöglichkeiten mit Zinkoxid traten in den großen langsam abkühlenden Brennöfen jener Zeit Entglasungen auf. Das war die Geburtsstunde der Kristallglasur.
Mattierung beruht immer auf einer Übersättigung der Schmelze mit einzelnen Komponenten (Zink, Calcium, Barium oder Magnesium etc.) und bedeutet eine Entglasung beim Abkühlen - die am höchsten kultivierte Form davon ist die Kristallglasur. Nun gab es zwar schon in frühen chinesischen Ascheanflugglasuren und später in Feldspatglasuren kristalline Ausscheidungen von Calcium oder Magnesium oder Eisen (Oilspot). Einzelstehende große (Macro-) Kristalle in einem transparenten Hintergrund mit sichtbaren Kristallstrukturen, waren aber erst durch das mit Überschuss an Zinkoxid hergestellte Zinksilikat möglich. Die aufgetretenen Entglasungen waren eigentlich ursprünglich unerwünscht und ein Glasurfehler. Diesen Fehler kultivierten verschiedene führende Porzellanmanufakturen in Europa (Berlin, Paris, Kopenhagen) unter schwierigsten Bedingungen. Ohne elektronische Temperatursteuerung mit großen langsam abkühlenden Öfen. Es wurde viel Energie in die Erforschung investiert in jeglicher Hinsicht und Bedeutung des Wortes.
Die Nicht-Reproduzierbarkeit, die launische Kristallausbildung, die langen Brennzeiten, der hohe Energieaufwand machte die hergestellten Stücke extrem teuer. Viele Variablen blieben unerforscht. Mit der Pariser Weltausstellung 1889 kann man vom Durchbruch dieser Glasurtechnik sprechen. Erstmals konnte auch die amerikanische Keramikindustrie damit auf sich aufmerksam machen und gewann dort die Goldmedaille u.a. wegen Objekten mit Kristallglasur. Der Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Herstellung von Gefäßen mit Kristallglasuren und die geringe Reproduzierbarkeit brachte die Produktion Ende der 20er Jahre langsam mehr oder weniger zum Erliegen. Danach wagten sich immer nur Einzelne „Unerschrockene“ an diese Glasurtechnik. Nur mit einem hohen Maß an Durchhaltevermögen kann man sich die Welt der Kristallglasuren erschließen und wird am Ende belohnt. In diesem Zusammenhang könnte man als einen Wegbereiter für die in den letzten Jahren deutlich gestiegene Zahl der Anwender von Kristallglasuren David Snair nennen, auf dessen Glasurversätze mit der Ferrofritte 3110 der überwiegende Teil von Glasurversätzen zurückgeht, die heute in Umlauf sind. Heute lassen sich aber mit dem nötigen Wissen aus vielen Glasurfritten Kristallglasuren entwickeln und darstellen.
Gerd Panten - Nouvelaer 42 - B-4851 Gemmenich - info@kristallglasuren.com
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